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Toledo - die alte Hauptstadt

Nur 70 km südlich von Madrid liegt eine der sehenswertesten Städte Spaniens. Beim Betreten der Altstadt fühlt man sich schlagartig ins Mittelalter zurück versetzt, denn sie ist perfekt erhalten, so als wäre sie erst gestern errichtet worden.

Die Stadt am Tajo ist sehr altes Siedlungsgebiet. In der Hauptstadt der autonomen Region Kastilien-La Mancha (vergleichbar mit unseren Bundesländern) leben heute etwa 84.000 Menschen. Geografisch betrachtet, liegt Toledo in der südlichen Meseta, welche Teil des kastilischen Hochlandes ist, also jener Landschaft, die fast die Hälfte der spanischen Staatsfläche einnimmt.

Durch diese Landschaft mäandert der Tajo und hat sich stellenweise tief eingeschnitten. Bei Toledo umfließt er eine 100 Meter hohe Erhebung. Diese Anhöhe haben bereits die Keltiberer als optimalen Platz auserkoren, um eine Stadt ziemlich genau in der Mitte der Iberischen Halbinsel zu errichten.

Lage von Toledo am Tajo

Der Tajo ist mit mehr als 1000 Kilometern Länge übrigens der längste Fluss der Iberischen Halbinsel und mündet als Tejo südlich von Lissabon in den Atlantik.

 

Ein kurzer historischer Abriss:

  • 192 v. Chr. erobern die Römer die keltiberische Siedlung. Sie nennen sie Toletum. Aufgrund von Eisenerzvorkommen in der Umgebung entwickelt sich Toletum zu einer bedeutenden Stadt.

  • Im 5. Jahrhundert erobern die Westgoten im Zuge der Völkerwanderung die Iberische Halbinsel. 531 wird Toledo die Hauptstadt des westgotischen Reiches und Bischofsitz.

  • 712 nehmen die Mauren die Stadt ein, das westgotische Reich zerfällt. Als Tulaytula wird die Stadt Teil des Kalifats von Córdoba, nach dessen Zerfall (1031) ein eigenes Königreich.

  • 1085 erobern die katholischen Truppen im Rahmen der Reconquista unter Alfons VI. die Stadt von den Mauren.

  • 1087 verlegt Alfons VI. (auch genannt Alfons der Tapfere) seinen Königshof in die Stadt, Toledo wird somit Hauptstadt Kastiliens und später Spaniens.

  • Im 12. und 13. Jahrhundert wird die Stadt ein Zentrum für Übersetzungen von arabischen Schriften ins Lateinische. Auf diese Weise wird zwischenzeitlich verloren gegangenes antikes Wissen wieder neu entdeckt.

  • 1209 wird Toledo katholisches Primat. Seither ist der Erzbischof von Toledo Primas der katholischen Kirche Spaniens. Im Mittelalter befiehlt er als Fürstbischof sogar ein eigenes Heer, das in der Reconquista Seite an Seite mit den kastilischen Truppen kämpft.

  • Aufgrund der Eisenvorkommen gilt Toledo bereits seit den Römern als Hochburg der Waffenschmiede. Auch die Schwerter der spanischen Invasoren Südamerikas werden aus Toledostahl geschmiedet.

  • 1561 verlegt Philipp II. seinen Hofsitz nach Madrid, das somit neue Hauptstadt Spaniens wird. Toledo verliert an Bedeutung.

 

Die Highlights von Toledo:

Die Altstadt hat einen Durchmesser von etwa eineinhalb Kilometer und ist eingebettet in eine Schleife des Tajo.

Im mittelalterlichen Stadtbild, mit seinen verwinkelten, engen Gassen, findet man unter anderem folgende herausstechende Gebäude:


  • Die Catedral Primada ist eines der drei bedeutendsten gotischen Bauwerke Spaniens. Ein weiteres ist die Kathedrale von Sevilla. Der Bau erstreckte sich von 1227 bis 1493. Die alte westgotische Kathedrale aus dem 6. Jahrhundert wurde dafür abgetragen. Sie hatte unter den Mauren als Moschee gedient und galt somit als entweiht. Die Kathedrale von Bourges als Vorbild, besteht das Gebäude aus fünf Hauptschiffen, die durch einen Kreuzgang verbunden sind und nimmt eine Fläche von 120 Mal 60 Meter ein. Beeindruckend ist auch der riesige aus Holz geschnitzte Hauptaltar, der 1504 vollendet wurde. Zwei Türme flankieren das Hauptportal im Westen: Der Südturm, der kaum höher ist als das Hauptschiff und der 90 Meter hohe Nordturm, der auch als Glockenturm dient. Die Kathedrale kann täglich besichtigt werden, der Eintritt inkl. Glockenturm mit herrlichem Ausblick über die Stadt kostet € 12,50, ohne Glockenturm € 10,- (Stand August 2018)

Catedral Primada

  • Der Alcázar de Toledo war das Regierungszentrum des spanischen Imperiums, erbaut an der höchsten Stelle der Stadt. An jenem Ort befand sich bereits seit den Römern eine Befestigungsanlage. Das aktuelle Gebäude wurde ursprünglich unter Karl V. - jenem Karl V., der Granada zur Hauptstadt machen wollte - Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut. Im Innenhof steht zu seinen Ehren eine große Statue des Kaisers.

Im Zuge des spanischen Bürgerkrieges wurde der Alcázar 1936 völlig zerstört und ab 1940 wieder aufgebaut. Das Schloss kann gegen Eintritt von € 5,- (Stand Okt. 2018) täglich - außer Montag - besichtigt werden.

Alcázar

  • Die Mezquita del Cristo de la Luz ist eine ehemalige Moschee aus der Zeit der Mauren und wurde 999 erbaut. Nach der Reconquista wurde sie als katholische Kirche geweiht. Somit blieb das Gebäude als ein bedeutendes Beispiel maurischer Architektur erhalten. Eine Besichtigung von Innen ist täglich möglich, Eintrittspreis: € 2,80 (Stand Okt. 2018)

  • Die Iglesia Santo Tomé mit ihrem Turm aus roten Backsteinen ist ein herausragendes Beispiel für den Mudejar-Stil. Erbaut bereits im 12. Jahrhundert, wurde sie im 14. Jahrhundert vollständig in diesem Stil, der stark an die maurische Architektur angelehnt ist, umgebaut. Im Inneren ist auch eines der bekanntesten Werke des berühmten Malers El Greco zu sehen: "Die Grablegung des Grafen von Orgaz ". Besichtigung ist täglich möglich, Eintrittspreis: € 2,80 (Stand Oktober 2018).

  • Das Kloster San Juan de los Reyes (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert) ist eines der bedeutendsten gotischen Bauwerke der Stadt. Die Kirche wurde im Auftrag der katholischen Könige zum Gedenken an den Sieg in der Schlacht von Toro erbaut. Die Katholischen Könige (Reyes Católicos) waren Isabella I. von Kastilien und ihr Ehemann Ferdinand II. von Aragón. Am 1. März 1476 konnten sie sich im Kastilischen Erbfolgekrieg nahe der nordwestspanischen Stadt Toro gegen ihre Widersacherin Johanna von Kastilien durchsetzen. Unter ihnen sollte auch wenige Jahre später (1492) die Epoche der maurischen Herrschaft auf europäischem Boden enden. Das Prunkstück der Anlage ist der pompöse Kreuzgang. Besichtigung ist täglich möglich, Eintrittspreis € 2,80 (Stand Oktober 2018)

  • Sehenswert ist auch die Brücke von Alcántara über den Tajo. Sie geht zurück auf eine Brücke aus der Römerzeit und wurde um 1000 n. Chr. von den Mauren neu errichtet. Sie bildete den Eingang zur mittelalterlichen Stadt und war als dieser Teil der Befestigungsanlage.

Brücke von Alcántara

 

Infos für Individualreisende:

Zu sehen gibt es also sehr viel in Toledo, oben Erwähntes ist nur die Spitze des Eisbergs. Spektakulär und empfehlenswert ist der Blick auf die Stadt vom gegenüberliegenden Tajoufer aus. Deshalb kann man getrost einen ganzen Tag in der Stadt einplanen.

Zu erreichen ist Toledo von Madrid aus sehr einfach mit dem Zug oder dem Auto innerhalb einer guten Stunde. Mit hohem Touristenaufkommen ist das ganze Jahr über zu rechnen, durch die engen Gassen quält sich immer wieder der Autoverkehr in langen Kolonnen und dennoch wirkte die Atmosphäre recht entspannt.

 

Fotogalerie mit allen Eindrücken aus Toledo:

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